Wenn die Vulvodynie die Kreativität verschluckt: Über Vulva-Schmerzen, Schöpferkraft und Verbindung
Vulvodynie Erfahrung: ein persönlicher Einblick in Schmerz, Kreativität und Heilung
Heute ist wieder so ein Tag, an dem eigentlich gar nichts geht. Die Vulvodynie-Schmerzen sind heftig, lähmend. Sie legen mich regelrecht lahm. Eigentlich wollte ich heute Kampagnen für meine Selbstständigkeit erstellen, endlich loslegen und Ideen fürs Karrierecoaching entwickeln. Doch mein Körper hat andere Pläne.
Der Schmerz raubt mir jede Kreativität. Ich fühle mich weder geistreich noch kraftvoll, eher wie ein Häufchen Elend. Und wenn ich ehrlich bin, dann fällt es mir an solchen Tagen schwer, an mich selbst zu glauben. Wer zum Teufel sollte gerade jetzt bei mir etwas kaufen wollen? Wer sollte sich von mir coachen lassen, wenn ich mich selbst kaum sortieren kann?
Vulvodynie und Kreativität – wenn Schmerz die Schöpferkraft blockiert
Auf dem Rückweg von der Arbeit kam mir dann ein Gedanke, der sich schon öfter in stillen Momenten gemeldet hat: Diese Schmerzen wirken sich massiv auf meine Kreativität aus. Es ist, als wäre meine Schöpferkraft direkt mit meinem Körper verbunden und wenn dort etwas blockiert ist, fließt gar nichts mehr.
Ich bin nicht übermäßig esoterisch, aber ich finde den Gedanken der Chakren aus dem Yoga durchaus spannend, besonders das Konzept, dass unsere kreative Energie im Beckenraum verankert ist. Als ich zum ersten Mal hörte, dass das Sakralchakra (Svadhisthana) mit Kreativität und Lebensfreude in Verbindung steht und direkt im Becken sitzt, dachte ich: Wie passend. Oder vielleicht mehr als das?
Der Beckenboden: körperlich und energetisch verbunden
Der Beckenboden ist anatomisch betrachtet eine komplexe und sensible Struktur und in vielen spirituellen Traditionen auch ein energetisches Zentrum.Ist dieser Bereich verspannt oder blockiert, wie es etwa bei Vulvodynie der Fall ist, scheint auch die Energie zu stocken.
Ich spüre das ganz real: Wenn ich keinen Zugang zu meinem Beckenboden, zu meiner Vulva, zu meinem inneren Raum habe, dann fühlt es sich an, als hätte meine kreative Energie keinen Andockpunkt in mir. Sie bleibt stecken. Und was stecken bleibt, erzeugt Druck, innerlich wie äußerlich.
Diese innere Blockade führt zu noch mehr Stress, mehr Verspannung, mehr Schmerz. Ein Kreislauf, der sich selbst nährt. Energetisch fühlt es sich an, als würde ich mir selbst keinen Raum geben. Kein Vertrauen. Keine liebevolle Verbindung zu meiner Schöpferkraft.
Und dann frage ich mich, hier und jetzt:
Wie kann ich mit mir in Verbindung bleiben, mit meinem Beckenboden, meiner Kreativität, auch in Momenten, in denen nichts fließt?
Wie kann ich sanft zu mir sein, obwohl ich gerade so gerne erschaffen würde?
Hintergrundwissen: Beckenboden, Chakren und kreative Blockaden
Im Yoga-System ist unser Becken mehr als nur ein physischer Bereich. Es beherbergt das Sakralchakra (Svadhisthana), das traditionell mit Kreativität, Emotion, sexueller Energie und Lebensfreude verbunden ist. Dieses Chakra sitzt im unteren Bauch, direkt über dem Beckenboden.
Liegt dort eine Blockade, sei es energetisch oder körperlich, kann das als kreative Stagnation erlebt werden. Das Wurzelchakra (Muladhara) sitzt noch tiefer, direkt am Beckenboden. Es steht für Sicherheit, Erdung und Urvertrauen. Beide Chakren bilden zusammen die Basis unserer kreativen Ausdruckskraft.
Wenn der Beckenboden verspannt oder energetisch „geschlossen“ ist, fehlt nicht nur körperliche Entspannung, oft auch das Gefühl, kreativ handeln zu dürfen oder zu können.
Auch die moderne Medizin bestätigt die körperliche Seite: Chronische Verspannung des Beckenbodens (z. B. bei Vulvodynie) geht häufig mit Stress, Trauma oder Überforderung einher. Studien zeigen, dass Schmerz, psychische Belastung und Kreativität eng miteinander verknüpft sind und dass kreative Prozesse oft genau an diesen Punkten ins Stocken geraten.¹
Kreativität als Hilfe bei Vulvodynie-Schmerzen
Spannend ist: Kreativität kann auch eine Ressource sein, gerade trotz oder wegen – der Vulvodynie-Schmerzen.In der Schmerzforschung gilt kreatives Schaffen zunehmend als bewältigungsfördernd. Schreibtherapie, Malen, Musizieren oder freies Gestalten können helfen, Schmerz zu verarbeiten, ihn auszudrücken oder zumindest das eigene Verhältnis dazu zu verändern.
Eine Metaanalyse von 2019 fand, dass kreative Ausdrucksformen messbar zur Reduktion von chronischem Schmerzempfinden, emotionalem Stress und Depressivität beitragen können.² Dabei geht es nicht darum, „schön“ oder „perfekt“ zu sein, sondern überhaupt ins Tun zu kommen. Auch wenn es nur ein paar Sätze sind, ein paar Farben, ein paar Töne.
Auch expressive Schreibtherapie, also das freie Schreiben über Gefühle, Körperempfindungen oder Lebenskrisen, wird in Studien als unterstützende Methode bei chronischen Schmerzen eingesetzt.³ Viele Teilnehmer*innen berichten, dass das Schreiben ihnen half, wieder die Kontrolle über die eigene Geschichte zurückzugewinnen, was wiederum das Schmerzempfinden senken kann.
Meine persönliche Erfahrung: Häkeln als Power Tool
Vor einiger Zeit habe ich das Häkeln für mich entdeckt. Anfangs war es nur der Wunsch nach einem kleinen Ausgleich. Etwas, das meine Hände beschäftigt, wenn der Tag zur Ruhe kommt und das Handy endlich beiseitegelegt ist. Also klickte ich mich durch YouTube-Tutorials, suchte mir Wolle aus und begann, meine ersten Granny Squares zu häkeln.
Anfangs war alles noch holprig. Maschen, die zu fest saßen, Fäden, die sich verhedderten. Doch irgendwann stellte sich ein Gefühl ein, das ich so nicht erwartet hatte. Mit jeder Masche, die ich zog, wurde mein Kopf ein Stück leichter. Eine sanfte Entspannung, eine stille Losgelöstheit breitete sich aus.
Beim Häkeln verschwimmen die Grenzen zwischen Denken und Fühlen. Mein Geist löst sich vom Rationalen, gleitet in einen Zustand stiller Konzentration. Fast wie Meditation in Bewegung. Es gibt kaum etwas Schöneres, als diesen Moment, in dem man ganz bei sich ist. Wenn man spürt, wie aus einem simplen Faden etwas Neues entsteht. Masche für Masche, Rhythmus für Rhythmus und das Gehirn in jenen leisen, kreativen Bereich eintaucht, der im Alltag oft ungehört bleibt. Plötzlich spürte ich eine Verbindung zu einem Teil in mir, der lange verborgen gewesen war. Auf einmal fühlte ich mich mit meiner Kreativität verbunden und eine tiefe, stille Ruhe trat ein. Diese Ruhe erinnerte mich an das Gefühl, das entsteht, wenn man beim Atmen das Zwerchfell weit öffnet und den Atem tief ins Becken sinken lässt. Eine innere Leichtigkeit breitete sich aus, zart und selten, wie ein Atemzug, der endlich ankommt.
Fazit
Ich hätte nie vermutet, dass mein Beckenboden oder meine Vulva etwas mit meiner Kreativität zu tun haben könnten. Doch als ich im Yoga zum ersten Mal von den Chakren hörte und davon, dass die schöpferische Energie im Becken wohnt, begann etwas in mir zu klingen.
Mit jeder Recherche, jedem neuen Gedanken bestätigte sich, was ich längst gespürt hatte: Wenn ich häkle, wenn ich etwas mit meinen Händen entstehen lasse, entspannt sich etwas Tiefes in mir. Kreativität fließt nicht nur aus dem Kopf. Sie wurzelt im Körper, dort, wo Leben, Bewegung und Weichheit entstehen.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum Handarbeit so heilsam sein kann: Sie verbindet uns wieder mit uns selbst, mit unserem Körper und dem stillen Fluss der Schöpfung in uns.
Wie spürst du deine kreative Energie? Im Kopf, im Herzen oder tief im Körper?
Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf meiner persönlichen Erfahrung. Ich bin keine Ärztin und gebe keine medizinischen Empfehlungen. Die Inhalte ersetzen keine fachärztliche Beratung oder Behandlung.
Quellen:
Reissing, E. D., et al. (2005). Pelvic floor muscle functioning and painful intercourse in women with vulvodynia. Journal of Sex & Marital Therapy.
Stuckey, H. L., & Nobel, J. (2010). The Connection Between Art, Healing, and Public Health. American Journal of Public Health.
Lumley, M. A., et al. (2011). Expressive writing and chronic pain: Mechanisms and therapeutic effectiveness. Current Directions in Psychological Science.

